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16.10.2020

„Meine Träume toben …"

Film- und Lesereise mit Jodgor Obid

Jodgor Obid

Renate Steiner

Jodgor Obid, Erich Steiner und Renate Steiner

Monika Gigerl begrüßt

Fotos: M. Größler / PHSt

16. Oktober 2020 – Im Rahmen der Schwerpunktsetzung der PH Steiermark als erste Hochschule im Schulnetzwerk der UNESCO fand am 7. Oktober 2020 eine poetische Film- und Lesereise unter dem Titel "Meine Träume toben ..." statt. Bei der Begrüßung betonte die Koordinatorin der UNESCO-Aktivitäten, Dr.in Monika Gigerl, die umfassenden Bemühungen zur Verankerung der Friedens- und Menschenrechtserziehung in allen Aus-, Fort- und Weiterbildungen an der Pädagogischen Hochschule Steiermark.

Der leise und stimmungsvolle Dokumentarfilm "Meine Träume toben ..." (2019, Dauer: 20 Minuten) von Erich Steiner zeichnet das rastlose Leben des stillen wie außergewöhnlichen Menschen, Jodgor Obid, nach: ein Leben zwischen Integrität und Einsamkeit, zwischen Kampf und Resignation. Jodgor Obid ist usbekischer Autor, einer der bedeutendsten Dichter Mittelasiens, dessen Werk auf der ganzen Welt verbreitet ist. Aufgrund seiner Opposition gegen das diktatorische Regime unter Präsident Karimov in Usbekistan wurde er unzählige Male verhaftet und gefoltert. Letztlich musste er vor mehr als 25 Jahren seine Frau und seine Kinder verlassen und auf abenteuerliche Weise aus seiner Heimat fliehen. Mit prominenter Hilfe (u. a. von Salman Rushdie) gelangte er nach Österreich, heute lebt der 80-jährige Dichter allein in Graz. Seine Familie und seine Heimat wird er wahrscheinlich bis zu seinem Tod nicht mehr wiedersehen. Besonders, weil sich die Situation nach dem Tod Karimovs vor einiger Zeit verschlimmert hat und Obids Familie seitdem Schikanen ausgesetzt ist.

Im Anschluss an den eindrucksvollen Film, der in Anwesenheit des Regisseurs Erich Steiner gezeigt wurde, erfolgte eine halbstündige Lesung der Gedichte durch die Vortragenden Jodgor Obid (Usbekisch) und Renate Steiner (Deutsch). Dichtung und Posie haben in Usbekistan einen sehr hohen Stellenwert, mit aussagekräftiger Stimme wurden Texte Obids vorgestellt, welche die Sehnsucht nach Freiheit, Heimat und Liebe thematisieren. Trotz der Verfolgung und der langen Zeit im Exil spricht jedoch auch noch immer Hoffnung aus dem Autor, der nach wie vor an die Wirkung der Menschenrechte glaubt. Anschließend folgte ein angeregtes Gespräch mit dem Publikum, in welchem die Fluchtgründe, die Flucht selbst und das Exil in Österreich zur Sprache kamen. Interesse zeigten die Zuhörerinnen und Zuhörer auch für die Lebensumstände der Zurückgebliebenen, die Frau lebt mit den beiden Kindern in Usbekistan, seine Enkelkinder kennt der Autor nur in Form von Stimmen.

Diese Begegnung mit einer starken, moralisch gefestigten Persönlichkeit ermöglichte den Besucherinnen und Besuchern eine vertiefte Auseinandersetzung mit verschiedenen Fragen der Menschenrechte, speziell der Meinungsfreiheit und der künstlerischen Freiheit. Herzlichen Dank an die Mitwirkenden sowie die Besucherinnen und Besucher dieser Veranstaltung!