24.05.2023
Kick-Off zum Kinderschutz
Kinderschutz-Enquete zum Thema Gewalt an Kindern
24. Mai 2023 – Die Pädagogische Hochschule Steiermark stellte in Kooperation mit der Bildungsdirektion Steiermark Maßnahmen zum Thema Kinderschutz im pädagogischen Alltag vor.
„Zerbrechen wollte ich nicht daran!“ (Dorotheas Geschichte) – damit startete die Enquete in der vollbesetzten Aula der Pädagogischen Hochschule Steiermark am 16. Mai 2023. Gestaltet wurde diese eindrucksvolle Einstimmung in den Nachmittag von Primarstufenstudierenden im Schwerpunkt mutig&fair.
Die Rektorin der PH Steiermark, a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beatrix Karl, sowie die Bildungsdirektorin der Bildungsdirektion Steiermark, Frau HRin Elisabeth Meixner BEd, betonten in ihrer Begrüßung die Relevanz und Dringlichkeit zur Forcierung dieses Themas.
Herr Bundesminister a.o. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek kündigte in seiner Videobotschaft die Schwerpunktsetzung des Bildungsministeriums im Themenfeld Kinderschutz an. Er fand dabei sehr klare Worte zum Thema „Schutz vor sexueller Gewalt in der Schule“. Umfassende Verankerung von Maßnahmen zur Prävention von Gewalt und die effektive Intervention bei Verdachtsfällen bilden dabei die Säulen.
Gruppenleiterin Dr.in Alina Kissner-Schmidt skizzierte diese Umsetzungsvorhaben des Bundesministeriums näher: Neben der verstärkten Fort- und Weiterbildung für alle Pädagog*innen im österreichischen Schuldienst gibt es Bemühungen, das Thema Kinderschutz/Kinderrechte auch in allen Lehramtsstudien für angehende Lehrer*innen nachhaltig zu implementieren. Bereits in Erarbeitung ist seitens des BMBWF die Richtline zur verpflichtenden Erstellung von Kinderschutzkonzepten an den österreichischen Pflichtschulen.
Frau Mag.a Hedwig Wölfl bot in ihrem Impulsreferat „Kinderschutz im pädagogischen Alltag“ einen kompakten Überblick zum Themenfeld Kinderschutz aus der Perspektive ihrer langjährigen Berufserfahrung als Geschäftsführerin des Vereins „die Möve“. Neben aktuellen Zahlen im Kontext Gewalt als Erziehungsmittel unterstrich sie besonders relevante Aspekte zu verschiedenen Formen von Gewalt an Kindern. Ebenfalls angesprochen wurden die Auswirkungen von Gewalterfahrungen. Frau Mag.a Wölfl plädiert für die langfristige Behandlung dieses sensiblen Themas zwischen den beiden Extrempolen der „Bagatellisierung und Katastrophisierung“.
Daran anschließend stellte Frau Mag.a Denise Schiffrer-Barac, Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark, fest, dass in Österreich die rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen zur Wahrung des Kindeswohls sowohl im schulischen als auch außerschulischen Bereich bereits vorhanden sind.
Umrahmt wurde dieser erste Informationsblock durch ein Kinderrechte-Lied, vorgetragen vom Chor der Praxisvolksschule unter der Leitung von Frau Melanie Aigner, MA, BEd und Frau Luise Kramer-Haider.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion moderierte Frau Christine Marek, Vorsitzende des Hochschulrates der PH Steiermark, die Gespräche zu den unterschiedlichen, relevanten Perspektiven im Themenfeld.
„Beinahe täglich begegnen uns die Folgen der Gewalt an Kindern in unserer Klinik für Psychosomatik am LKH Hochsteiermark, Standort Leoben“, so schilderte Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl diese Folgen in Form von blauen Flecken bis zu Knochenbrüchen, Befunden nach Schütteltraumata und vielen psychischen Krankheitsbildern bei Kindern.
Frau Mag.a Gudrun Kern, pädagogische Leiterin von „Kinder in Wien“ (KIWI), einer der größten Einrichtung Österreichs für Kindergärten und Hortbetreuung, sprach über die konkreten Schritte zur Umsetzung von Kinderschutzkonzepten. Sie betonte dabei den Prozesscharakter, nach der ersten Implementierung werden an den einzelnen Standorten ständige Bemühungen zur Evaluation und Verbesserung gesetzt. „Dieses Thema ist nie abgeschlossen.“
Kinder sollten stärker als Expert*innen in eigener Sache wahrgenommen und auch bei der Schaffung eines Schutzkonzeptes bestmöglich einbezogen werden, darauf verwies MMag. Thomas Plautz, Geschäftsführer des Kinderbüros Steiermark.
Prof.in Dr.in Monika Gigerl stellte die Bemühungen für die Ausbildungen von zukünftigen Lehrkräften vor, um diese für den Unterricht zum tabuisierten Thema Gewalt vorzubereiten. Seit 2018 ist die PH Steiermark als erste Hochschule im UNESCO-Netzwerk tätig und bietet zum Themenfeld u.a. den Schwerpunkt mutig&fair an. Für diesen Schwerpunkt hat die PH Steiermark 2018 die Auszeichnung „Best of Austria“ und 2020 den „Sustainability Award“ erhalten.
Herr HR Dr. Josef Zollneritsch strich als Leiter der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion Steiermark die systemische Ebene und Verantwortung aller Akteur*innen an pädagogischen Einrichtungen für eine „Schule als sicheren Ort für alle“ hervor.
In der anschließenden Publikumsrunde zeigte sich, dass in der täglichen pädagogischen Arbeit an Bildungseinrichtungen noch viele weitere Herausforderungen im Kontext des Kinderschutzes bewältigt werden müssen.
Ganz besonders herzlicher Dank gebührt Frau Christine Marek, Vorsitzende des Hochschulrates, die als Moderatorin höchst professionell durch diesen Nachmittag begleitete. Bedanken dürfen wir uns auch beim Team der Technik und allen anderen helfenden Händen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.
Ein Angebot der PH Steiermark an ausgewählten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen wurde abschließend von Frau Vizerektorin Dr.in Regina Weitlaner vorgestellt, dieses reicht von Einzelfortbildungen, SCHILF/SCHÜLF-Angeboten, Regional-Symposien in allen Bildungsregionen bis hin zum Start eines Hochschullehrgangs für Kinderschutzbeauftragte im Juli 2024.
Link zum Fortbildungs-Folder
Am 21. November 2023 wird das Thema Kinderschutz wieder an der PH Steiermark im Fokus stehen: Anlässlich der Kinderrechte-Woche rund um den internationalen Tag der Kinderrechte findet die nächste Jahrestagung zu diesem Thema statt.
Fotos der Veranstaltung (Flickr)
Videoaufzeichnung (YouTube)
Pressemeldungen:
„Zerbrechen wollte ich nicht daran!“ (Dorotheas Geschichte) – damit startete die Enquete in der vollbesetzten Aula der Pädagogischen Hochschule Steiermark am 16. Mai 2023. Gestaltet wurde diese eindrucksvolle Einstimmung in den Nachmittag von Primarstufenstudierenden im Schwerpunkt mutig&fair.
Die Rektorin der PH Steiermark, a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beatrix Karl, sowie die Bildungsdirektorin der Bildungsdirektion Steiermark, Frau HRin Elisabeth Meixner BEd, betonten in ihrer Begrüßung die Relevanz und Dringlichkeit zur Forcierung dieses Themas.
Herr Bundesminister a.o. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek kündigte in seiner Videobotschaft die Schwerpunktsetzung des Bildungsministeriums im Themenfeld Kinderschutz an. Er fand dabei sehr klare Worte zum Thema „Schutz vor sexueller Gewalt in der Schule“. Umfassende Verankerung von Maßnahmen zur Prävention von Gewalt und die effektive Intervention bei Verdachtsfällen bilden dabei die Säulen.
Gruppenleiterin Dr.in Alina Kissner-Schmidt skizzierte diese Umsetzungsvorhaben des Bundesministeriums näher: Neben der verstärkten Fort- und Weiterbildung für alle Pädagog*innen im österreichischen Schuldienst gibt es Bemühungen, das Thema Kinderschutz/Kinderrechte auch in allen Lehramtsstudien für angehende Lehrer*innen nachhaltig zu implementieren. Bereits in Erarbeitung ist seitens des BMBWF die Richtline zur verpflichtenden Erstellung von Kinderschutzkonzepten an den österreichischen Pflichtschulen.
Frau Mag.a Hedwig Wölfl bot in ihrem Impulsreferat „Kinderschutz im pädagogischen Alltag“ einen kompakten Überblick zum Themenfeld Kinderschutz aus der Perspektive ihrer langjährigen Berufserfahrung als Geschäftsführerin des Vereins „die Möve“. Neben aktuellen Zahlen im Kontext Gewalt als Erziehungsmittel unterstrich sie besonders relevante Aspekte zu verschiedenen Formen von Gewalt an Kindern. Ebenfalls angesprochen wurden die Auswirkungen von Gewalterfahrungen. Frau Mag.a Wölfl plädiert für die langfristige Behandlung dieses sensiblen Themas zwischen den beiden Extrempolen der „Bagatellisierung und Katastrophisierung“.
Daran anschließend stellte Frau Mag.a Denise Schiffrer-Barac, Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark, fest, dass in Österreich die rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen zur Wahrung des Kindeswohls sowohl im schulischen als auch außerschulischen Bereich bereits vorhanden sind.
Umrahmt wurde dieser erste Informationsblock durch ein Kinderrechte-Lied, vorgetragen vom Chor der Praxisvolksschule unter der Leitung von Frau Melanie Aigner, MA, BEd und Frau Luise Kramer-Haider.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion moderierte Frau Christine Marek, Vorsitzende des Hochschulrates der PH Steiermark, die Gespräche zu den unterschiedlichen, relevanten Perspektiven im Themenfeld.
„Beinahe täglich begegnen uns die Folgen der Gewalt an Kindern in unserer Klinik für Psychosomatik am LKH Hochsteiermark, Standort Leoben“, so schilderte Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl diese Folgen in Form von blauen Flecken bis zu Knochenbrüchen, Befunden nach Schütteltraumata und vielen psychischen Krankheitsbildern bei Kindern.
Frau Mag.a Gudrun Kern, pädagogische Leiterin von „Kinder in Wien“ (KIWI), einer der größten Einrichtung Österreichs für Kindergärten und Hortbetreuung, sprach über die konkreten Schritte zur Umsetzung von Kinderschutzkonzepten. Sie betonte dabei den Prozesscharakter, nach der ersten Implementierung werden an den einzelnen Standorten ständige Bemühungen zur Evaluation und Verbesserung gesetzt. „Dieses Thema ist nie abgeschlossen.“
Kinder sollten stärker als Expert*innen in eigener Sache wahrgenommen und auch bei der Schaffung eines Schutzkonzeptes bestmöglich einbezogen werden, darauf verwies MMag. Thomas Plautz, Geschäftsführer des Kinderbüros Steiermark.
Prof.in Dr.in Monika Gigerl stellte die Bemühungen für die Ausbildungen von zukünftigen Lehrkräften vor, um diese für den Unterricht zum tabuisierten Thema Gewalt vorzubereiten. Seit 2018 ist die PH Steiermark als erste Hochschule im UNESCO-Netzwerk tätig und bietet zum Themenfeld u.a. den Schwerpunkt mutig&fair an. Für diesen Schwerpunkt hat die PH Steiermark 2018 die Auszeichnung „Best of Austria“ und 2020 den „Sustainability Award“ erhalten.
Herr HR Dr. Josef Zollneritsch strich als Leiter der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion Steiermark die systemische Ebene und Verantwortung aller Akteur*innen an pädagogischen Einrichtungen für eine „Schule als sicheren Ort für alle“ hervor.
In der anschließenden Publikumsrunde zeigte sich, dass in der täglichen pädagogischen Arbeit an Bildungseinrichtungen noch viele weitere Herausforderungen im Kontext des Kinderschutzes bewältigt werden müssen.
Ganz besonders herzlicher Dank gebührt Frau Christine Marek, Vorsitzende des Hochschulrates, die als Moderatorin höchst professionell durch diesen Nachmittag begleitete. Bedanken dürfen wir uns auch beim Team der Technik und allen anderen helfenden Händen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.
Ein Angebot der PH Steiermark an ausgewählten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen wurde abschließend von Frau Vizerektorin Dr.in Regina Weitlaner vorgestellt, dieses reicht von Einzelfortbildungen, SCHILF/SCHÜLF-Angeboten, Regional-Symposien in allen Bildungsregionen bis hin zum Start eines Hochschullehrgangs für Kinderschutzbeauftragte im Juli 2024.
Link zum Fortbildungs-Folder
Am 21. November 2023 wird das Thema Kinderschutz wieder an der PH Steiermark im Fokus stehen: Anlässlich der Kinderrechte-Woche rund um den internationalen Tag der Kinderrechte findet die nächste Jahrestagung zu diesem Thema statt.
Fotos der Veranstaltung (Flickr)
Videoaufzeichnung (YouTube)
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