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Presseaussendungen

10.10.2021

Mit Ethik noch bessere Beziehungen in der Schule

25 % aller Pädagog*innen haben die Chance, die Beziehungsqualität in der Klasse noch zu verbessern.


Die deutsche Bildungswissenschafterin Annedore Prengel kommt nach der Analyse tausender Interaktionen zwischen Pädagog*innen und Schüler*innen zum Schluss: 25 % aller Pädagog*innen haben die Chance, die Beziehungsqualität in der Klasse noch zu verbessern. Ethik-Richtlinien könnten dabei helfen, sagt Prengel. Details dazu stellt Annedore Prengel am 11.10.2021 in einem Vortrag an der Pädagogischen Hochschule Steiermark vor

Hohe Beziehungsqualität als Basis für gelungene Bildung

Die deutsche Erziehungswissenschafterin em. Univ.-Prof. Dr. Annedore Prengel hat 12.000 Interaktionen zwischen Pädagog*innen und Schüler*innen gefilmt und danach analysiert. Prengel findet heraus, dass etwa drei Viertel der Lehrer*innen die Kinder wertschätzend, freundlich, fördernd, manchmal auch neutral ansprechen. Ein Viertel hingegen nutzt noch nicht alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Beziehungsqualität aus. In den Analysegesprächen stellt sich heraus, dass viele Pädagog*innen sich dieser Chance gar nicht bewusst sind. Aber gerade eine hohe Beziehungsqualität sei die Basis dafür, dass Bildung gelingen kann, sagt Prengel.

Fehler als Entwicklungschance

Annedore Prengel stellt fest, dass Lehramtsstudierende während des Studiums gut lernen, auf eine höhere Interaktionsqualität zu achten. Entscheidend sei, so Prengel, dass nicht zwischen Stoffbezug und pädagogischer Beziehung getrennt werde. Beides gehöre zusammen. Im weiteren Berufsleben gehe der Fokus auf die Qualität der pädagogischen Beziehungen allerdings mitunter verloren. Annedore Prengel: „In der Medizin gibt es eine Kunstfehlerlehre. Es wird untersucht und dann auch aufgelistet, welche typischen Fehler in der Behandlung auftreten. Daraus entstehen Manuals, die verhindern sollen, dass diese Fehler erneut gemacht werden. Das brauchen wir auch in der Pädagogik. Wechselseitige Beobachtung von und konstruktive Kritik an Kolleg*innen ist leider unüblich. Wir müssen eine feedbackfreundliche Stimmung unter Pädagog*innen entwickeln.“

Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen

Annedore Prengel stellt in ihrem Vortrag an der Pädagogischen Hochschule Steiermark auch die sog. Reckahner Reflexionen vor (benannt nach dem Ort Reckahn in Brandenburg). Die Reckahner Reflexionen sind das Ergebnis einer fünfjährigen interdisziplinären und internationalen Forschung zum Thema „Ethik pädagogischer Beziehungen“. Auf Basis dieser Forschungsergebnisse ist ein Manual entstanden, das Richtlinien für hohe Beziehungsqualität enthält – auch für die Beziehungen der Kinder untereinander. Annedore Prengel fordert erneut, dass die Bildungspolitik sich dazu durchringen müsse, eine Pädagogik-Ethik zu institutionalisieren.

Dr. Elgrid Messner, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark: „Sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teil des Lehramtsstudiums widmen sich die Studierenden und Lehrenden  intensiv der Qualität pädagogischer Beziehungen. Das gilt übrigens auch für die Fort-und Weiterbildung an der PH Steiermark. Denn gute Beziehungen sind essentiell für die Schule.“

Vernissage zur Wanderausstellung „Rekahner Reflexionen“

In der Hochschulgalerie der PH Steiermark findet ebenfalls am 11.10.2021 (19 Uhr) die Vernissage zur Wanderausstellung „Reckahner Reflexionen“ statt. Die Wanderausstellung wird ergänzt durch Kunst zum Anschauen und Mitmachen von und mit Studierenden und Lehrenden des Bachelorstudiums Primarstufe.

Interviewmöglichkeit mit Annedore Prengel:
Montag, 11.10.2021, 15.00–16.30
(bitte um Terminvereinbarung unter 0660/4543999)

Wanderausstellung „Reckahner Reflexionen“:
11.10.2021 (19 Uhr) bis 18.11.2021 (19 Uhr)
Ort: Pädagogische Hochschule Steiermark, Hasnerplatz 12, 8010 Graz
Öffnungszeiten: Mo–Fr 8.00 – 21.00 Uhr, Sa 8.00–15.00 Uhr